Gebrauchte Kurzwellen-Radios im Vergleich: Satellit 3400 gegen Satellit 600 Bei diesem Vergleich geht es zum einen um den Grundig Satellit 3400; es handelt sich um ein analoges Radio mit Skalenzeigern und Trommeltuner, ergänzt durch einen eingebauten, abschaltbaren Frequenzzähler, der die Empfangsfrequenz digital anzeigt. Dieser "S3400" wird verglichen mit dem Grundig Satellit 600. Der "S600" hat einen PLL-Sythesizer und dementsprechend eine digitale Frequenzeinstellung, mit der Besonderheit, dass die Vorkreise mit dem sogenannten "Preselektor" analog eingestellt werden. Zum Vergleich erwähne ich schließlich auch den Satellit 700, der in den Neunzigern gebaut wurde und noch heute hoch gelobt wird. Fotos der drei Geräte sind auf der Webseite abgebildet. S3400 und S600: Diese beiden letzten großvolumigen Weltempfänger der Grundig Baureihe "Satellit" wurden Anfang bis Mitte der achziger Jahre gebaut. Beide sind nur noch gebraucht zu bekommen. Sie sind aber unter Kurzwellenhörern gefragt, denn sie bieten einige Qualitäten, die sonst bei keinem anderen Produkt zu finden sind. So ist der Anschaffungs- preis mit 200 bis 300 Euro moderat. Die Radios funktionieren auf KW mit der eingebauten langen Teleskopantenne bereits hervorragend, so dass man zunächst gar keine aufwendige Außenantenne vermisst. Auch das eingebaute UKW-Teil ist mit seiner hohen Empfindlichkeit und Trennschärfe bei beiden Radios in der Lage, ferne UKW-Sender gut klingen zu lassen. Schließlich ist der großzügig dimensionierte NF-Teil mit Klangregelung und großem Zweiwege-Lautsprecher hervorzuheben, denn in Bezug auf den Klang kommt kaum ein anderes Kurzwellenradio an die größeren Modelle der Satellit-Serie heran. Deswegen benutzt man den Grundig Satellit auch zum täglichen Musikhören, und nicht nur zur Wellenjagd auf Kurzwelle. Die beiden gebrauchten Radios, die ich für diesen Vergleich verwende, habe ich von Charly Hardt (Remscheid). Sie sind beide in einwandfreiem Zustand. Deswegen nehme ich an, dass die beiden Exemplare jeweils typisch für ihre Baureihe sind. Der Vergleich zwischen dem Satellit 3400 (Baujahr ca. 1980) und dem Satellit 600 (Baujahr ca. 1984) im praktischen Empfangsversuch beginnt im November 2010 nachts um 0.20 Uhr hiesiger Zeit auf 9835 kHz mit HCJB, Stimme der Anden (Quito, Ecuador), mit einer deutschsprachigen Sendung. Bei beiden Empfängern wird die eingebaute Teleskop-Antenne in vertikaler Einstellung verwendet und dafür auf die volle Länge von 145 cm ausgezogen. Das Fading ist mäßig bis stark und zeigt relativ schnelle Änderungen der Feldstärke; das Signal ist insgesamt recht schwach, so dass vor allem die Empfindlichkeit der beiden Empfänger getestet wird. In diesem Fall punktet zunächst der S3400, der beim Fading immer noch ein angenehm hörbares, verständliches Signal mit höchstens ganz kurzen, kaum wahrnehmbaren Aussetzern liefert, während beim S600 in den Feldstärke-Tälern bereits Rauschen einsetzt. Einige abende später wird derselbe Test (gleicher Sender, gleiche Zeit) wiederholt. Diesmal zeigen sich die Unterschiede in anderem Licht: In den tiefen Feldstärke-Tälern sind Reste der Modulation mit dem S600 noch hörbar; die AGC regelt die Verstärkung soweit hoch, dass parallel dazu auch Störungen (QRM) hörbar werden. Der S3400 hingegen läßt das QRM in feinem Transistorrauschen untergehen, und auch die in den tiefsten Feldstärketälern etwas verzerrte Modulation wird wegen des Rauschens nicht hörbar. Wenn die tiefsten Feldstärketäler nur sehr kurz sind, gleicht das Ohr die kurze Unterbrechung aus. So wirkt der Empfang mit dem S3400 in diesem Fall subjektiv etwas weniger gestört; tatsächlich ist aber der S600 der empfindlichere Empfänger. Dies wird immer dann deutlich, wenn die Feldstärke einmal etwas länger auf niedrigsten Werten verharrt. Hier macht sich der höhere Schaltungsaufwand des S600 bemerkbar. Der S3400 stößt bei diesen niedrigen Feldstärken mit den bipolaren Transistoren im AM-Teil an seine Grenzen. Die Dual-Gate-MOS-FET in den AM-Eingangsstufen des S600 rauschen weniger. Dies wird im praktischen Versuch jedoch nicht sofort deutlich, weil die AGC beim S600 etwas stärker hochregelt als beim S3400. Wenige Minuten später und wenige kHz höher, auf 9980 kHz, ist ein amerikanischer Prediger zu hören. Ebenfalls mit recht schwachem Signal und etwas weniger Fading, dafür stören Interferenzen. Jetzt zeigt der S600 einen deutlich besseren Empfang; der S3400 liefert praktisch nur noch Rauschen und Interferenzen, beim S600 dagegen kann man mit etwas Mühe die Sendung verfolgen. Hier wirkt sich neben der höheren Empfindlichkeit der MOS-FET des S600 auch noch deren bessere Kreuzmodulationsfestigkeit aus. Vielleicht spielen zusätzlich die etwas schmalere ZF-Bandbreite beim S600 und die höhere Spiegelfrequenz-Unterdrückung eine Rolle. Einen Monat später, kurz vor Mitternacht: Radio Havanna, Cuba, auf 11770 kHz ist zur Zeit der einzige brauchbar hörbare Sender auf dem 25m-Band, und Interferenzen sind gering. Allerdings sind auch die Feldstärken gering, und Fading tritt auf. Die Verständ- lichkeit des spanischsprachigen Programms wird bei beiden Empfängern nur erreicht durch Verwendung der schmalbandigen ZF-Filtereinstellung bei maximal aufgedrehter manueller HF-Verstärkungsregelung. Schnell wird deutlich, dass zwar der S600 wiederum bei den niedrigsten Feldstärken besser ist, aber schon bei nur ein wenig höheren Feldstärken überholt der S3400 den S600, denn das Signal ist etwas kräftiger als beim S600 und die Modulation klingt im Kopfhörer angenehmer. Daran ändert auch eine andere Einstellung der Tonregler am S600 oder die Verwendung eines anderen Kopfhörers nichts. Enttäuschend dagegen der Satellit 700 (Baujahr ca. 1993): Bei allen genannten Sendern war kaum etwas bzw. gar nichts zu hören. Auch das Nachstimmen des Preselektors brachte nichts. Woran liegt's? Ist mein S700-Exemplar besonders schlecht justiert? Oder liegt der Grund, wie Charly Hardt vermutet, darin, dass der Hersteller die Empfindlichkeit des S700 mit Absicht herabgesetzt hatte, um digitale Störungen aus der Empfängerelektronik nicht so sehr hörbar werden zu lassen? Thomas Baier schreibt dazu in seinem Buch >Grundig Satellit - Alle Modelle in Wort und Bild< (Zitat): "Kenner wissen, dass Analoggeräte beste Empfangsleistungen in den oberen Kurzwellenbändern erzielen. Vergleiche ... zeigen, dass selbst der Satellit 700 hier knapp unterliegt!" Er führt diese Unterschiede darauf zurück, dass Analoggeräte mit Drehkondensatoren, digitale Geräte (außer dem Satellit 600/650!) aber mit Kapazitätsdioden ausgestattet sind. Der nächste Vergleich zielt wieder auf die Trennschärfe. Im Dezember 2010 bot sich dafür Radio Portugal auf 9795 kHz an, das es trotz guten Signals (S4) schwer hatte, sich gegen Radio Romania (S5) auf dem Nachbarkanal 9790 kHz durchzusetzen. Kurz nach 23 Uhr MEZ konnte ich sehr schön verfolgen, wie die Modulation des stärkeren Signals (R.Romania) auf den Empfang von R.Portugal durchschlug. Wahrscheinlich sind hieran nicht einmal die beiden Empfänger schuld, vielmehr habe ich den Verdacht, dass hier "splatter", d.h. Störung des Nachbarkanals durch unerwünschte Abstrahlung von Nebenwellen von Seiten des Senders, zumindest teilweise eine Rolle spielt. Wie dem auch sei, nur einer der beiden Empfänger kam mit dieser Situation klar. Während sich diese Nachbarkanalstörung beim S600 durch Umschalten auf die schmale Bandbreite und Abstimmung auf das ungestörte obere Seitenband (Einstellung auf 9796 kHz) praktisch vollständig unterbinden ließ und ein weitgehend ungestörter Empfang von Radio Portugal möglich war, konnte ich beim S3400 keine befriedigende Einstellung finden; R.Portugal blieb erheblich gestört. In punkto Trennschärfe schlägt der S600 den S3400 also eindeutig. Aus diesen praktischen Empfangsversuchen folgt, dass der Grundig Satellit 600 im Vergleich zum Vorgängermodell, dem Satellit 3400, in kritischen Empfangssituationen besser abschneidet. Dies bezieht sich nicht nur auf die Empfindlichkeit und die Trennschärfe, auch die Genauigkeit der Abstimmung ist dank PLL-Technik beim S600 erheblich besser. Dies gilt für die Temperatur-Drift, aber ebenso für die Wiederkehrgenauigkeit der Frequenz- einstellung. So schön die analoge Technik mit dem "angehängten" Frequenzzähler war, im kritischen Vergleich zeigt die PLL-Technik des S600 die besseren Ergebnisse. Einzig in Bezug auf den Ton beim Kurzwellenempfang finde ich den Satellit 3400 manchmal besser, und natürlich in Bezug auf die bisher ungeschlagene Stärke der analogen Technik: die stufenlose analoge Abstimmung, welche das Durchsuchen der Bänder nach empfangswürdigen Sendern erheblich erleichtert. An anderer Stelle im Internet kann man lesen, die Radio-Enthusiasten seien beim Erscheinen des S600 etwas enttäuscht gewesen; der S600 habe in Bezug auf den Kurzwellenempfang wenig Neues zu bieten gehabt. Diese Auffassung kann ich nach diesem Vergleichstest nicht teilen.